Was hat es mit dem Schlachten der Schafe auf sich? Eid Al-Adha

Das Opferfest Eid al-Adha wird auch ‚Großes Fest‘ genannt, im Gegensatz dazu gibt es das ‚Kleine Fest‘ Eid al-Fitr am Ende des Ramadan. (https://verenafalkner.at/eid-al-fitr/) Aufgrund des Mondkalenders fällt das Datum meist 11 Tage früher als im Vorjahr. Im Jahr 2022 wird es in Europa vom 9. bis 13. Juli gefeiert. Auf türkisch heißt das Fest Kurban Bayrami. Das Wort Kurban steht für das Opfertier, welches Muslime darbringen. Im Iran heißt das Fest Eid-e-Ghorban.

Das Opferfest gilt als der Höhepunkt der Hadsch, der Pilgerreise der Musliminnen und Muslime nach Mekka und als der höchste Feiertag im Islam (am 10. Tag des letzten Monats im Mondkalender). Es hat für alle islamischen Konfessionen sowie für die Aleviten eine wichtige Bedeutung nämlich dass sie Gott grenzenlos vertrauen dürfen.

An Eid al-Adha erinnern sich die Muslime auf der ganzen Welt an Abraham, der als gemeinsamere Stammesvater der Muslime, Juden und Christen gilt. Diese drei sogenannten „Buchreligionen“ werden als die drei abrahamitischen Welt-Religionen bezeichnet. Es wird der Bereitschaft Abrahams seinen Sohn Ismael für Gott zu opfern gedacht. Abraham und seine Frau Sara, so berichten Koran und Bibel, hatten keine Kinder. Abraham zeugte einen Sohn, Ismael, mit einer Magd als Leihmutter. Sara wurde doch noch schwanger und gebar den Sohn Isaak. Gott befahl Abraham, als Prüfung für ihn, Isaak als Opfergabe darzubringen. Abraham erklärt sich dazu bereit. Als Gott erkannte, welch großes Opfer Abraham zu geben bereit war, schickte er einen Engel der Abraham davon abhielt, seinen Sohn zu opfern. Als Dank opferte Abraham einen Widder an Stelle seines Sohnes. Im Islam heißt Abraham Ibrahim und in der Version des Koran(Sure 37, 99 – 113) geht es nicht um Isaak, sondern um Ismael. An dieses Opfer erinnert das rituelle Opfern von Schlachttieren zum Opferfest, als Zeichen der bedingungslosen Hingabe des Menschen an Gott. 

Das Opferfest erstreckt sich über drei Tage. Die Rituale beginnen schon am Vortag des Festes. Am „Tag von Arafat“ treffen sich die Pilger am Berg Arafat (Berg der Barmherzigkeit), 20 km südöstlich von Mekka in Saudi Arabien, um zu beten und zu fasten. Gläubige, die nicht an der Pilgerfahrt teilnehmen, fasten ebenso an diesem Tag und beten in der Moschee. Zahlreiche Überlieferungen weisen darauf hin, dass dieser Tag besonders geeignet ist für das Ersuchen um Vergebung und als besonderer Tag zur Erhörung von Bittgebeten. Der Überlieferung nach werden die Sünden für das vergangene und für das laufende Jahr verziehen.

Am Morgen des ersten Festtages versammeln sich die Gläubigen in der Moschee zu einem Festgebet und zur Predigt. Im Anschluss wünscht man sich gegenseitig „Möge Allah deine guten Taten annehmen und Dir und Deiner Familie das Beste geben“. Danach folgt die rituelle Schlachtung eines Tieres dessen Kopf dabei in Richtung Mekka gelegt wird. Im privaten Kreis übernimmt immer das älteste männliche Mitglied der Familie die Schächtung. Die Schlachtung eines Schafs oder eines anderen Opfertiers wie Ziege, Kamel, oder Rind (kein Schwein) erfolgt nach religiösen Regeln. Das Fleisch wird in drei Teile geteilt. Ein Teil geht an Bedürftige, ein Teil an Verwandte und Freunde, der dritte Teil wird in Form eines Festessens im Familienkreis genossen. Ist das Schächten eines Tieres nicht möglich, wird darauf verzichtet. In Deutschland senden Muslime oft Geld an Verwandte in muslimischen Ländern, damit dort eine Schlachtung in Auftrag gegeben werden kann oder spenden stattdessen an Bedürftige oder schicken Geld in ihre Heimatländer an Menschen die auf Hilfe angewiesen sind.

Als Zeichen der Freundschaft und Hilfsbereitschaft beschenken sich viele Musliminnen und Muslime, ähnlich wie Christen zu Weihnachten, und die Familien treffen sich zum gemeinsamen Festmahl. Das Haus und auch die Straße werden gründlich gesäubert und spezielle traditionelle Gerichte, werden vorbereitet.

Auch Alevitinnen und Aleviten feiern am Tag des Opferfestes ein Familienfest. Die meisten von ihnen leisten aber vor allem soziale Dienste und treffen sich in den Gemeindezentren, um gemeinsam Fürbitten zu sprechen. Im Alevitentum „soll der Mensch mit der Opferung eines Nutztieres Gott gedenken, Ihm dafür danken, dass Er den Menschen dieses Glück gab, durch Gottesgaben am Leben bleiben zu können. Darüber hinaus möge derjenige, der ein Tier in Gottgedenken opfert, der Barmherzigkeit und der Liebe Gottes bewusst werden und diese Barmherzigkeit anderen Menschen weitergeben, indem man das Fleisch zuerst Armen und Bedürftigen spendet.“ (zit. nach http://www.aleviten.at/_de/?skt_events=opferfest-20-juli-2021)

Während in vorwiegend muslimischen Ländern die Geschäfte geschlossen bleiben, ist Eid al-Adha in Deutschland kein gesetzlicher Feiertag. Aber muslimische Kinder können sich am ersten Tag des Fests vom Unterricht befreien lassen. In Bundesländern wie Hamburg oder Bremen, wo es Staatsverträge mit den muslimischen Religionsgemeinschaften gibt, ist das sogar gesetzlich geregelt. Deutschlandweit sind Lehrpersonen angewiesen, am Tag des Opferfest keine Klassenarbeiten schreiben zu lassen oder sonstige Leistungsnachweise zu verlangen.