Palmen, Kätzchen und ein Sonntag

Der Palmsonntag ist der letzte Sonntag vor Ostern und markiert den Beginn der Karwoche. Diese umfasst die „stillen Tage“ von Montag bis Mittwoch sowie die eigentlichen Kartage: Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag.

Am Palmsonntag wird der Einzug von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, in Jerusalem gefeiert. Er ritt auf einem Esel und wurde mit „Hosanna“, dem Jubelruf für Könige, empfangen. Der Apostel Matthäus berichtet, dass die Menschen ihm zu Ehren ihre Kleider auf den Weg legten und Palmzweige streuten. Zahlreiche Traditionen, Bräuche und Symbole erinnern heute an dieses Ereignis. Im Mittelpunkt steht die Palmprozession, die an den Einzug Jesu erinnern soll. Sie wird oft von einem geschnitzten Holzesel mit einer Jesusfigur, getragen von Ministranten, angeführt. Mancherorts übernimmt ein lebender Esel diese Rolle, um die Bescheidenheit Jesu zu verdeutlichen – er ritt nicht auf „hohem Ross“ ein.

Das wichtigste Symbol des Palmsonntags ist der Palmbuschen, ein gebundener Strauß aus sieben verschiedenen Zweigen, die jeweils eine besondere Bedeutung haben:

  • Palmkätzchen (Blüten der Sal-Weide): Neubeginn und Auferstehung
  • Efeu: Ewigkeit und Treue
  • Hasel: Weisheit und Fruchtbarkeit
  • Lärche: Schutz
  • Wacholder: Segen
  • Eichenlaub: Vergänglichkeit
  • Buchsbaum: Leben

Die Zweige werden mit einer Korbweide zusammengebunden, die symbolisch für Lebenskraft steht. Auch die Farben der Bänder haben eine tiefere Bedeutung: Rot steht für den Tod Jesu am Kreuz, Weiß für seine Unschuld und Grün für die Freude über seine Wiederauferstehung.

In manchen Regionen Österreichs ist das Binden des Palmbuschens traditionell den Männern vorbehalten. Diese Kunst wird vom Vater an die Söhne weitergegeben, die den Palmbuschen bei der Prozession tragen. Die Zweige werden bereits am Aschermittwoch, dem Beginn der Fastenzeit, geschnitten, ins Wasser gestellt und erst am Samstag vor Palmsonntag gebunden. Mancherorts werden auch Fastenbrezeln an den Palmbuschen gehängt, deren Form einen kniend betenden Menschen symbolisiert. Bis ins 18. Jahrhundert wurden Brezeln als salzlose Fastenspeise gebacken.

Nach der Palmprozession oder während der Messe werden die Palmbuschen geweiht. In einigen Gemeinden bleiben sie in der Kirche und werden im folgenden Jahr verbrannt, wobei die entstehende Asche für die Ascheauflegung am Aschermittwoch verwendet wird.

Die geweihten Zweige gelten als Heil- und Segen bringend. Ihre Verwendung variiert je nach Volksglauben der Dörfer und Regionen. Sie werden beispielsweise:

  • auf Felder gestellt, um die Ernte zu sichern und das Vieh zu schützen,
  • hinter das Kreuz im Herrgottswinkel oder über die Essecke gehängt, um Haus und Bewohner zu schützen,
  • hinter den Rückspiegel des Autos gesteckt, um Unfälle abzuwenden,
  • ins Feuer gegeben, das zum Kochen des Osterschinkens dient,
  • bei Gewittern verbrannt, um Haus und Hof zu schützen.

Ein weiterer Brauch ist es, den geweihten Palmbuschen dreimal um den Hof oder die Grundstücksgrenzen zu tragen, um Haus, Bewohner, Tiere und Acker für das kommende Jahr zu schützen und eine gute Ernte zu erbitten.

Ein alter Brauch besagt, dass ein Bursche seiner Herzensdame nach der Prozession eine Brezel aus seinem Palmbuschen schenkt. Ist das Werben erfolgreich, erhält er von ihr am Ostersonntag nach der Ostermette ein bemaltes Osterei. Und schließlich – gemäß einer Tiroler Tradition – wird das Familienmitglied, das am Palmsonntag am längsten schläft, zum „Esel des Tages“ erklärt. 😉

WordPress Cookie Plugin by Real Cookie Banner