Der Hl. Thomas, das persische Fest Yalda und deren Zusammentreffen in der Nacht der Wintersonnenwende

21. Dezember

Als Thomastag gilt in der evangelischen und anglikanischen Kirche der 21. Dezember. In der römisch-katholischen Kirche wurde der Gedenktag im Jahr 1970 auf den 3. Juli geändert. Im Volksmund wird weiterhin der 21. Dezember als Thomastag gesehen und die Nacht vom 21. auf den 22. Dezember, die längste Nacht des Jahres, als Thomasnacht bezeichnet. 

Wer war dieser Thomas? Jesus wählte 12 Männer (die Apostel), die mit ihm zusammen durch das Land zogen und die frohe Botschaft (die Botschaft, die Gott durch ihn an die Menschen richtete) verkündeten. Mit ihnen teilte Jesus sein Leben und feierte gemeinsam mit ihnen sein letztes Abendmahl. Nach seinem Tod sahen sie es als Auftrag an, sein Werk weiter zu führen und die christliche Botschaft zu verbreiten. Bis zu seiner Berufung als Apostel war Thomas ein Fischer aus Galiläa. Der Geschichte der  Thomas-Christen zufolge, ist Thomas im Jahr 40 in Richtung Osten aufgebrochen und lehrte das Christentums im frühen Persien und schließlich im westlichen Indien, wo er im Jahr 72 in der indischen Stadt Chennai, dem früheren Madras, von einem Pfeil getötet wurde. Die Thomas-Christen an der Südwestküste Indiens führen ihr Christentum auf ihn zurück. Auf dem „Saint Thomas Mount“ erbauten sie 1547 eine Kirche mit einem Thomaskreuz in dem sich der Ausdruck über die “Freude der Auferstehung Jesu” in den Symbolen wiederfindet. Der leblose Korpus von Jesus fehlt, stattdessen stehen drei Stufen für das Leiden auf dem Berg Golgatha. Die Arme des Kreuzes enden jeweils in einer Blütenknospe, stellvertretend für die Auferstehung und neues Leben. Die Taube auf der Spitze steht als Zeichen für das Wirken des Heiligen Geistes.

In der Thomasnacht gibt es im Brauchtum eine Reihe von Liebesorakeln darunter auch der Glaube, dass man in dieser Nacht seinen Liebsten erkennen wird. Der Thomastag gilt auch als der beste Holzschlagetag im ganzen Jahr. An diesem Tag gefälltes Holz gilt als ewig haltbar, da es nicht “schwindet”, also sein Volumen nicht verringert.

Yalda

An diesem Tag bzw. in dieser Nacht der Wintersonnenwende am 21.12.,  wird im Orient das Fest YALDA, persisch Šab-e Yald  („Geburt“ der wieder längeren Tage und damit der Sonne), gefeiert. Im iranischen Kulturkreis wird Yalda als Geburt des Lichts bzw. der Sonnengottheit Mithra verstanden und ist eines der wichtigsten Feste des Zoroastrismus. Es symbolisiert auch den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit.

Weil Yalda die längste und dunkelste Nacht ist, wird sie in der persischen Dichtung gerne symbolisch als Trennung vom Geliebten, für Einsamkeit und Warten verwendet. Nach Yalda ist das Warten vorbei, Licht scheint und Güte und Liebe herrschen.

In der Geschichte wird erzählt, dass an diesem Tag die Herrscher von ihrem Thron stiegen, ihre Diener nach Hause schickten und die Nacht in den umliegenden Dörfern verbrachten um ihren Untertanen zuzuhören.

Es gibt natürlich viele Traditionen, Bräuche und Riten rund um das Fest. Das Essen von Wassermelonen in dieser Nacht soll Husten und Schnupfen im kommenden Jahr fern halten. Beim Genießen von  Pistazien, Haselnüsse, Mandeln und Walnüssen hat man einen Wunsch frei, der in Erfüllung gehen soll.

Rosinen, getrocknete Aprikosen, geröstete Kichererbsen und Maulbeeren gehören auch auf die Festtafel. Die roten Granatäpfel stehen für die Farbe der Morgendämmerung und des Lebens, die den Glanz Mithras hervorrufen. Ein Tisch wird in einen Korsi umgewandelt, die altpersische Heizung. Dafür wird über einen niederen Tisch eine oder nach Bedarf mehrere große Decken gelegt die bis auf den Boden reichen. Unter dem Tisch steht ein Ofen oder ein Becken mit glühender Kohle. Die rundum Sitzenden geben ihre Füße unter die Decke und diese wärmen folglich den restlichen Körper. 

Die Gedichte des berühmten persischen Dichters Hafis  sind ebenfalls ein sehr wichtiger Bestandteil von Yalda (Mohammed Schemsed-Din Hafis, genannt Hafis, wurde um 1320 geboren und starb 1389 in Schiraz/Iran. Von ihm stammt das bedeutendste Werk der mittelalterlichen persischen Dichtung – der Diwan. Goethe inspirierte er zu dessen umfangreichster Gedichtsammlung, dem West-östlichen Diwan.). Mit geschlossenen Augen wird eine Seite des Gedichtbandes aufgeschlagen. Das Gedicht auf dieser Seite gilt als Weissagung und über die Deutung wird nicht nur an diesem Abend diskutiert und philosophiert.

Ich wünsche Euch für den Abend und die Nacht der Wintersonnenwende, dass Eure Wünsche in Erfüllung gehen mögen und gebe Euch noch einen meiner Lieblingsätze aus einem Gedicht von Hafis in diese Nacht mit – ein ganz wunderbarer Satz über die Liebe:

“Ein Augenblick wahrer Liebe hält tagelang an.”

Aus „I heard God laughing“ Gedichte von Hafiz von David Ladinsky, hier übersetzt ins Deutsche von Joachim Schneider
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